Angelica archangelica // Arznei-Engelwurz, Erzengelwurz

Familie Apiaceae, Doldengewächse
Pflanzen pro qm 3.00
Wikipedia Angelica archangelica
Verbreitungskarte Verbreitungskarte

Beschreibung

Naturstandort/Herkunft von Angelica archangelica

Die Arznei-Engelwurz ist eine ursprünglich nord- und osteuropäisch bis Sibirien und die Himalaya-Region sowie auf Grönland verbreitete Art.

Angelica archangelica ist eine alte Arzneipflanze, die v.a. in Süd- und Westeuropa stellenweise auch außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes eingebürgert ist.

In Deutschland ist sie archeophytisch in den Stromtälern verbreitet, steigt aber entlang der Alpenflüsse auch bis in die alpine Stufe hinauf.

Auch Hopfen und Echte Zaunwinde sind typische Begleiter in Ufer-Hochstaudenfluren.

Natürliche Standorte sind zweitweise überschwemmte, dauerhaft feuchte Ufer-Hochstaudenfluren auf ausgesprochen stickstoffreichen, sauren bis alkalischen Substraten in sonnigen bis licht halbschattigen Lagen.

Störungen durch Hochwasser, Eisgang oder Wellenschlag sorgen immer wieder für Bodenverletzungen, die von der versamungsfreudigen Arznei-Engelwurz rasch und effektiv besetzt werden können.

Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG  ... zur Legende
Licht (7)  Temperatur (6)  Kontinentalität (5)  Feuchte (9)  Reaktion (-)  Stickstoff (9)

 Reifende Samenständen verfärben sich für einige Zeit in Richtung gelblich-grün und sind damit attraktiver als die grüne Blüte.

Beschreibung
Die Arznei-Engelwurz ist eine sommergrüne, horstige Pflanze die im zweiten bis vierten Lebensjahr zur Blüte kommt und danach abstirbt. Sie erreicht auf guten Standorten bis zu 3 m Höhe.

Die Blüten stehen ab Mitte Mai bis Mitte Juni in großen, gelblich-grünen Dolden. Die Blütenstiele sind meist auffällig braun-violett.

Die gesamte Pflanze riecht und schmeckt angenehm würzig. Die nur in Küstennähe vorkommende Unterart Angelica archangelica ssp. litoralis entfaltet allerdings eher unangenehme Noten. Stellenweise ist sie auch im Binnenland verschleppt.

Die Wurzeln werden für die Aromatisierung von Likören verwendet und junge Blätter und Stiele können als Salatbeilagen oder Gemüseeinlage in Suppen eingesetzt werden. Sie werden zudem kandiert zu Süßspeisen verarbeitet. Getrocknetes und pulverisiertes Kraut entfaltet Würzkraft.

Aus Wurzeln und Rhizomen werden ätherische Öle gewonnen, deren Wirksamkeit bei Beschwerden der Magen-Darm-Muskulatur anerkannt ist. Der volkstümliche Einsatz u.a. bei rheumatischen Beschwerden und Erkrankungen der Atemwege ist wissenschaftlich nicht belegt.

Ähnlich ist Angelica sylvestris, die aber weiße Dolden hat. Die Wald-Engelwurz ist deutlich häufiger und kommt auch auf stickstoffärmeren Böden vor, wo sie dann weniger als einen Meter Höhe erreicht.

 Ein "baumartiges" Exemplar von über 250 cm Höhe auf sehr nahrhaftem, schwerem Lehm.

Verwendungshinweise
Angelica archangelica ist eine imposante Solitärstaude, deren Blütenstände aufgrund der sehr gedeckten Farbgebung natürlich nur eine eingeschränkte Wirksamkeit haben. Das Laub wirkt etwas grobschlächtig. Wo es vorrangig um die Zierwirkung geht, ist die im Juli weiß blühende Angelica dahurica die bessere Wahl.

Dennoch kann sie an Gewässerufern und in frischen bis feuchten Wiesen vor Gehölzen zur Geltung kommen. An Naturstandorten sieht man sie mitunter kombiniert mit anderen Hochstauden wie Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Gemeine Nachtviole (Hesperis matronalis), Gewöhnlichem Beinwell (Symphytum officinale) oder ebenfalls kräftigen Zweijährigen wie Wilder Karde (Dipsacus fullonum). Typischerweise treten expansive, nur sehr bedingt gartenwürdige Hochgräser wie Schilf (Phragmites australis) und Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) auf.

Als historische Arznei-, Gewürz und Gemüsepflanze kann sie auch in Kloster- und Bauerngärten verwendet werden.

Die Art ist auch eine brauchbare Alternative zum noch ornamentalen Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), der wegen seiner phototoxischen Eigenschaften und seiner in Mitteleuropa gebietsweise invasiven Ausbreitung EU-weit nicht mehr gehandelt und verwendet werden darf.

Angelica archangelica hat sich hier spontan in das Pflanzkonzept einer berliner Parkanlage am Spreeufer eingebucht.

Kultur/Pflege von Angelica archangelica

In Kultur kann die Engelwurz auch auf normalen, dauerhaft frischen Gartenböden gehalten werden. Auf feuchten, nahrhaften Böden ist sie sehr robust, durchsetzungsfähig und pflegeleicht.

Sie neigt hier stark zur Versamung und kann größere Dominanzbestände bilden, die nur kräftige Hochstauden und Röhrichtarten (s.o.) neben sich dulden.

Die Samen sind nicht sonderlich haltbar und sollten direkt nach der Samenreife ausgebracht werden. Gehandeltes Saatgut überaltert rasch und die Keimraten sind oft enttäuschend. Sorten:
  • Corinne Tremaine: creme-gelb panaschiertes Laub, zierlicher im Wuchs
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