Naturstandort von Alnus viridis: Die Grün-Erle kommt von den Alpen, dem Balkan, den Karpaten über die osteuropäischen Gebirge bis in den Osten Finnlands und den Nord-Westen Russlands vor. Die Grün-Erle tritt hier von den Tallagen bis oberhalb der Baumgrenze auf.
In Deutschland sind nur die Vorkommen in den höheren Lagen des Schwarzwaldes, des unmittelbaren Alpenvorlandes und der Alpen urwüchsig. Vereinzelte Vorkommen in Harz, Erzgebirge und Rhön gelten als nicht urwüchsig, wobei sie auch eiszeitliche Reliktvorkommen sein könnten
(Verbreitungskarte Deutschland).
Alnus viridis zusammen mit Veratrum album und Larix decidua in montanen Weiden bei Bad Gastein
Alnus viridis besiedelt sickerfeuchte, alkalische bis saure und relativ stickstoffreiche Berghänge in sonnigen wie absonnigen Lagen. In der hochmontanen Stufe bis in den Bereich der subalpinen Waldgrenze sind Grünerlengebüsche oftmals Klimaxstadien, die das Aufkommen von Hochwaldbäumen durch dichte Bestockung und gleichzeitig enge Verzahnung mit bodendeckenden Hochstaudenfluren effektiv und dauerhaft verhindern können.
In der montanen Stufe ist die Grün-Erle dagegen eine Pionierbaumart, die durch die gut flug- und keimwilligen Samen offene Bodenstellen z.B. in Folge von Lawinen, massiven Steinschlägen oder Erdrutschen rasch erreichen und durch die nachfolgende vegetative Ausbreitung effektiv besetzen kann. Hier entstehen insbesondere zusammen mit
Sal-Weide und
Schmalblättrigem Weidenröschen temporäre Gebüsche. Diese werden nur dort nicht wieder vom Wald verdrängt, wo die genannten Störeinflüsse regelmäßig auftreten.
Durch Kriechtriebe und Wurzelbrut entstehen dichte Gebüsche.
Die Fähigkeit, mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff zu binden, ermöglicht es der Grün-Erle, auch stickstoffarme Rohböden zu besiedeln und diese rasch in stickstoffreiche Standorte zu verwandeln. An die Bodeneigenschaften werden generell geringe Ansprüche gestellt. Lediglich extrem kalkreiche Gesteinsböden werden gemieden.
Ökologische Zeigerwerte nach ELLENBERG (1992) ... zur LegendeLicht (8) Temperatur (6) Kontinentalität (5) Feuchte (8) Reaktion (6) Stickstoff (2)
Beschreibung
Alnus viridis ist ein sommergrüner Strauch, der 2 bis 4 m Höhe und Breite erreicht. Die Art neigt zur Ausbildung von Dickichten durch Wurzelbrut sowie sich bewurzelnde Kriechtriebe und ist sehr stockausschlagfreudig.
Die Blüte im Mai und die holzigen Zapfen-Früchte sind optisch unbedeutend.
Wissenschaftlich wird die Art mittlerweile als "Alnus alnobetula" bezeichnet.
Im Winter wird die Wuchsstrategie der Grün-Erle deutlich.
Verwendungshinweise
Alnus viridis ist ein Rohbodenpionier, der vorrangig als Landschaftsgehölz und Bodenfestiger Verwendung findet und gärtnerisch allenfalls in naturhaften, weitläufigen Alpinarien bedingt verwendungswürdig ist.
Am Naturstandort steht die Grünerle oft im Komplex mit stickstoffliebenden Hochstauden wie
Alpen-Milchlattich,
Grauem Alpendost oder
Blauem Eisenhut, was man ggf. als Inspirationsquelle nutzen sollte.
Kultur
Die Grün-Erle ist ein robuster Strauch, dem lediglich Trocken- und Hitzestress die Vitalität einschränken.
Blüte und (vorjährige) Zapfen sind ästhetisch unbeutend.